Schlumbergernachfahren | Teil 2
Während im ersten Teil des Zeitzeugengesprächs Maria Louise Hofer und Dr. Gerhard Eberstaller über die Kriegsjahre in Goldeck berichtet haben, schildern die Schlumberger-Nachfahren der 5. Generation im zweiten Teil des Gesprächs die Nachkriegsjahre im Weingut.
Nach der Rückkehr von der Flucht nach Oberösterreich und in die Steiermark war zunächst aufräumen angesagt. Es war vieles zerstört und die Russen haben Boden und Türstöcke verheizt. Erst langsam hat sich das Leben wieder zivilisiert und gegen renitente Besatzungssoldaten wurde mit strengen Strafen vorgegangen. Versuche, die Weingärten zu verkaufen, um Geld für die Instandsetzungsarbeiten scheiterten auch, weil niemand Geld hatte. Außerdem war Otto Schlumberger schon von schwerer Krankheit gezeichnet, der er im Mai 1955 auch erlegen ist.
Trotzdem wissen Mara Louise Hofer und Dr. Eberstaller von schönen Erinnerungen zu erzählen. Eine besondere Anziehungskraft übte in den Nachkriegsjahren der Goldeck-Heurige aus. Vor allem die „Schlumberger-Frauen“ zeichneten sich dabei aus und stellten nicht nur die Goldeck-Weine auf die Tische, sondern auch ein bescheidenes Heurigen-Buffet. Dr. Gerhard Eberstaller wiederum sorgte für ein buntes Unterhaltungsprogramm mit der „Goldeck-Band“ und organisierte die verschiedensten Veranstaltungen, von Boxkämpfen bis zu Radrennen, Puppenspielen und Tanzabenden.
Der Goldeck-Heurige zog aber auch viel Prominenz in den schönen Innenhof des Weingutes. So kamen u. a. Bundeskanzler Leopold Figl, Lotto Tobisch, Clemens Holzmeister, Fred Liewehr, Willi Boskovsky u. v. m. nach Bad Vöslau, um die Goldeck-Atmosphäre zu genießen.
Schön langsam erholte sich auch die Wirtschaft, sodass auch die Weingärten verkauft werden konnten. Mit diesem Geld und dank der großzügigen Unterstützung durch die Stadtgemeinde Bad Vöslau wurde auch mit der Renovierung der Goldeck-Häuser begonnen, die heute noch Wohnsitz der Schlumberger-Nachfahren sind.
Film & Text: Werner Predota
19. Dezember 2016