Andreas Zelinka
Als 1841 Johann Heinrich Freiherr von Geymüller-Falkner, Gründer der Vöslauer Kammgarnfabrik und Besitzer der Herrschaft Vöslau, den Konkurs eröffnen musste, kam der spätere Bürgermeister von Wien Dr. Andreas Zelinka in seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt mit Vöslau in Berührung. Bei der Versteigerung der Fabrik kam eine Interessentengruppe zum Zug, als deren Exponent Zelinka auftrat. Vier Jahre später kaufte er das Haus in der Bahnstraße für seine Gattin Monika. Die Villa in der Bahnstraße spielte eine wichtige Rolle in seiner politischen Biografie. 1848 – Zelinka wurde gerade in den ersten Wiener Gemeinderat gewählt – verbrachte er die stürmischen Oktobertage nicht in Wien; vielmehr hatte er sich „aus dem Staub gemacht und die Schreckenstage in seiner Villa in Vöslau verlebt“. Mit dieser schiefen Optik konnte er nur mit Mühe 1861 eine Wiederwahl in den Gemeinderat erreichen, wurde jedoch mit einer knappen Mehrheit zum Bürgermeister gewählt. In seine Zeit fiel die Planung der 1. Wiener Hochquellwasserleitung, sowie der Wiener Zentralfriedhof. Als Zelinka am 21. Oktober 1868 starb, wurde sein Tod von der gesamten Wiener Bevölkerung tief betrauert.
Familie Haas von Teichen
Die Familie Haas von Teichen frequentierte über drei Generationen und einen Zeitraum von fast 50 Jahren hinweg den Kurort Vöslau und wohnte natürlich stets im „eigenen Hause“, welches in den Kurlisten 1912 sogar als Palast bezeichnet wurde. Gründer des Unternehmens war Philipp Haas (1791-1870). 1825 begann er in einer eigenen Werkstätte mit der Erzeugung von Kleiderstoffen, 1831 von Möbelstoffen und 1845 von Teppichen. Nach dem Eintritt seiner Söhne Eduard und Robert führte das Unternehmen ab 1851 den Namen „Philipp Haas & Söhne“. Die Teppichweberei erlangte Weltruf und zählte zur Spitze der österreichischen Textilindustrie. Das heutige - von Hans Hollein geplante – Haas-Haus am Stephansplatz – erinnert dem Namen nach noch immer an die bekannte Industriellenfamilie. Hier stand einst ihr großes Warenhaus.
Philipp Ritter von Haas starb am 31. Mai 1870 während eines Aufenthaltes in der Vöslauer Villa. Nach dem Tod seines Sohnes Eduard 1880 übernahm sein Enkel Philipp in dritter Generation das Unternehmen. Die Geschäfte liefen hervorragend und sicherten der Familie großen privaten Reichtum. 1898 wurde Haas mit dem Prädikat „von Teichen“ in den Freiherrnstand erhoben.
Philipp Haas von Teichen galt in der Wiener Gesellschaft als Schöngeist und Lebemann. „Seine hohe, schlanke Erscheinung fiel überall auf. Der hochgewachsene Mann, dessen Kopf einst ein blonder Vollbart umrahmte, der jetzt schlohweiß geworden war, zählte zu den bekanntesten Figuren auf dem Korso.“ 1925 erkrankte er schwer und erschoss sich am 26. Februar 1926 in seiner Wohnung. In einem Abschiedsbrief, den er an die Neue Freie Presse schrieb, erklärte er: "Jetzt bin ich mausetot - juchhu!/ Nirgends drückt mich mehr der Schuh!/ Schönres kann es nicht mehr geben./ Ich hab Ruh, der Tod soll leben!!!“
Verheiratet war Philipp Haas mit Hedwig Freiin von Wächter (1869-1934). Zusammen mit ihren beiden Kindern Gisela und Franz verbrachten sie jeden Sommer in der Villa in der Bahnstraße. Hedwig betätigte sich auch karitativ, die Villa war in den Kriegsjahren 1914- 1918 ein Erholungsheim für Kriegsversehrte.
Familie Schimmelbusch
1918 erwarb Elly Schimmelbusch das Anwesen, welches bis zum Abriss der Villa 1956 in Familienbesitz blieb. Als Dorothea Hermine „Elly“ Luther kam sie 1880 in Braunschweig auf die Welt. In Wien lernte die kaum 20-jährige den Fabrikantensohn Ing. Hans Schimmelbusch kennen. Der gemeinsame, uneheliche Sohn Hans Mowgli kam 1900 zur Welt. Er und auch sein zwei Jahre jüngere Bruder Heinz Ermlich wurden jedoch von ihrem leiblichen Vater offiziell anerkannt und 1904 auch adoptiert. Die Eltern heirateten erst 1915; ein Umstand, der in der damaligen Zeit höchst ungewöhnlich war.
Zu Geld kam die Familie durch die von Max Schimmelbusch (Vater von Hans) gegründete „Brigittenauer Maschinenfabrik“, welche unter anderem Dampfmaschinen, Dampfkessel und Dampfstraßenwalzen erzeugte.
Elly Schimmlebusch eröffnete 1929 in der Villa die „Kinderpension Sonnenhaus“, ein Ferien- heim für erholungsbedürftige Kinder. Allerdings schien das Geschäft nur schleppend gegan- gen zu sein, denn ab 1932 verschwand das Haus wieder aus den Kurlisten. Die Villa wurde infolge selten bewohnt, durch Plünderungen der russische Armee nach dem Krieg verfiel sie immer mehr. Letztendlich wurde sie 1956 abgerissen.
Elly Schimmelbusch starb 1942 in Wien. Ihr Mann hielt sich zu Kriegsende in Vöslau auf. Beim Einmarsch der Roten Armee am 3. April 1945 kam es zum großen Unglück – Hans Schimmelbusch war zur falschen Zeit am falschen Ort. Er wurde von russischen Soldaten, die plündernd durch die Stadt zogen, grundlos erschossen. Sein Sohn Hans Mowgli wander- te mit seiner Frau und seinem Sohn nach Amerika aus, er starb 1988. Über seinen Sohn Heinz gibt es keine weiteren Informationen.