Heinrich-Villa, Sanatorium Brössler

Hauptstraße 24

Infos

1864 erbaut durch den Architekten Julius Dörfel
Besitzer: Heinrich & Christine von Maurer (1869-1884), Familie Bauer (1889-1918), Familie Brössler (1918-1948)

Heinrich Ritter von Maurer zu Kronegg und Ungarshofen

Die auffällige Villa kam 1869 in den Besitz von Heinrich Ritter von Maurer. Er „zählt zu denjenigen Vertretern unserer Industrie, welche sich durch bedeutende Sachkenntniß, unermüdlichen Fleiß, Unternehmungsgeist und tadelloser Charaktertüchtigkeit auszeichnen“. Der 1827 in Wien geborene Heinrich war Inhaber der Firma „Gebrüder Maurer“. Das Geschäft hatte die noble Adresse Kohlmarkt 1, geführt wurden „alle Gattungen Jagd- und Zimmergewehre, Taschen-, Scheiben- und Zimmer-Pistolen und Revolver, sowie alle Gattungen Galanteriewaaren.“ Neben der Leitung seines Geschäftes war Maurer auch Direktor der österreichischen Sparkasse.

Zusammen mit seiner Frau Christine und seinen sechs Kindern sowie einer großen Anzahl von Dienstpersonal verbrachte Heinrich Ritter von Maurer jeden Sommer in Vöslau in seiner Villa in der Hochstraße. 1885 starb seine Frau und wurde in der Familiengruft am Vöslauer Friedhof beigesetzt. Zehn Jahre später verstarb Heinrich in Knittelfeld, er wurde ebenfalls, wie auch sein Vater und vier seiner Kinder, in Vöslau beigesetzt.

 

Anton Bauer

Der aus Groß-Siegharts stammende Händler Anton Bauer wurde 1865 in den Gemeindeverband aufgenommen, er kaufte zusammen mit seiner Gattin Anna das 1849 erbaute Haus Hochstraße 28. Ein paar Jahre später ließ er sich eine Villa in der Hügelgasse errichten, die fortan als „Villa Bauer“ in den Kurlisten aufschien. Bauer besaß aber noch drei weiter Immobilien in Vöslau, so auch die „Heinrich Villa“, welche er nach seiner ältesten Tochter „Villa Aurelia“ benannte.

Anton Bauer und seine Frau Anna hatten drei Töchter: die bereits erwähnte Aurelia, Valerie und Antonia. Die erst 17-jährige Antonia heiratete 1891 den aus Baden stammenden Carl Trenner. Seine Brüder Josef (letzter Bürgermeister von Weikersdorf) und Franz (lang- jähriger Bürgermeister in Baden) waren 1912 für die Zusammenlegung von Weikersdorf mit Baden zu einer Gemeinde verantwortlich. Bekannt war die Familie Trenner aber auch als Weichselrohrfabrikanten. Sie galten zusammen mit der Familie Biondek als Pioniere der Kultivierung der Steinweichsel. Weichselrohre wurden für die Herstellung von Tabakpfeifen verwendet.

Anton Bauer war von 1871 bis 1918 im Gemeinderat vertreten und auch Vizebürgermeister von Vöslau. Nach seinem Tod 1921 wurde ihm zu Ehren eine Straße benannt.

Familie Brössler

Sigmund Brössler kam 1858 in Mähren zur Welt, studierte Medizin in Wien und ließ sich in Baden nieder. 1892 wurde Brössler Badearzt in Vöslau und 1910 bekam er die Genehmigung eine Fremdenpension zu eröffnen: das „Med. Dr. Brössler's Heim für Erholungsbedürftige, Nervöse, Blutarme, Kranke der Atmungs-Zirkulations- Verdauungsorgane und des Stoffwechsels“, kurz „Dr. Brössler's Sanatorium“! Brössler nahm rege am politischen und auch gesellschaftlichen Leben in Vöslau teil. Er war Mitglied der Curkommission und des Verschönerungs-vereines.

Verheiratet war Sigmund mit seiner um ein Jahr jüngeren Cousine Berta (Betti), zusammen hatten sie vier Kinder: Henriette, Gustav, Margarete und Otto. 1918 kauften sie die Villa, in der sie sich schon viele Jahre eingemietet hatten. Sigmund konnte sich nur ein Jahr an seinem Eigentum erfreuen, denn er starb am 5. Dezember 1919 in Vöslau und wurde am israelitischen Friedhof in Baden begraben. Berta führte das Sanatorium bis zu ihrem Tod 1929 weiter.

Der älteste Sohn Gustav war Inhaber eine Textilgeschäftes. Mit seiner Frau Thekla hatten er zwei Töchter, die 1923 geborene Eva und die 1932 geborene Ruth. 1938 wurde sowohl sein Geschäft als auch die Villa arisiert, die Ausreise nach Amerika verlief nicht wie geplant. So wurden die 16-jährige Eva und die 7-jährige Ruth nach Holland zu Pflege- familien geschickt. Gustav und Thekla schafften es nach England und letztendlich doch nach Amerika. Die Mädchen blieben aber in Europa. Als die Nazis in Holland ein- marschierten, wurden die Schwestern getrennt. Ruths Pflegefamilie floh mit ihr in die Schweiz, Eva blieb in Holland zurück. Sie entging mit großem Glück einer Gefangen- nahme und engagierte sich bis zum Ende des Krieges im niederländischen Widerstand. Nach dem Krieg wanderte sie ebenfalls nach Amerika aus, wo sie sowohl ihre Eltern als auch ihre Schwester wieder traf. Eva starb 2013, ihre Schwester Ruth lebt nach wie vor in Amerika. Sigmund Brösslers Tochter Henriette kam 1942 im Konzentrationslager ums Leben, ebenso wie ihre Schwester Margarete und deren Ehemann. Gustav blieb in Chicago, bis zu seinem Tod 1958 unglücklich über sein Leben in Amerika, Thekla verstarb vier Jahre später. Otto überlebte in Österreich dank seiner katholischen Ehefrau. Er starb 1952 in Wien.