Villa Gross-Fligély
Raulestraße 1
Infos
1852 erbaut, 1878 erweitert, Baumeister Anton Kainrath
Besitzer: Familie Grohs-Fligely und Nachkommen (1879 - bis heute)
Familie Grohs-Fligély
Adolf (geb. 1808) und August von Fligély (geb. 1810) erwarben 1878 „das alte Weinhauerhaus [...] in der Badnerstraße“. August war ein österreichischer Offizier, Kartograf und Feldmarschallleutnant und gehörte zu den Begründern der „Mittel- europäischen Gradmessungskommission“. August, „der sich schon auf das neue Heim freute“ starb am 12. April 1879, ohne je im Haus gewohnt zu haben. Seinem älteren Bruder Adolf waren immerhin zwei Sommeraufenthalte in der Familienvilla vergönnt.
Die spät geschlossene Ehe von August mit Elise Fulle-Reimann 1870 war kinderlos geblieben. Nachdem auch der einzige Sohn von Adolf bereits im Jahr 1861 an Typhus verstorben war, gab es keinen männlichen Nachkommen mehr. Adolfs Tochter Emilie heiratete den Apotheker Anton Grohs, auf den durch Diplom vom 9. März 1882 Adel, Wappen und Namen der Fligélys übertragen wurde. Die Familie führte seither den Doppelnamen Grohs-Fligély.
Anton wurde 1825 in Siebenbürgen geboren und kam 1847 nach Wien, wo er an der Universität Pharmazie zu studieren begann. Später wandte er sich technischen Berufen zu und war an mehreren Wiener Apotheken tätig. Durch einige Mediziner angeregt, stellte er bisher noch nie verwendete Gelatinepräparate her, die bald auf der ganzen Welt Anwendung fanden (Gelatine wird für die Produktion von Kapseln, Tabletten und Dragees eingesetzt). Erst 1870 erhielt er die Konzession zur Führung einer Apotheke, derApotheke zur Austria in der Währingerstraße 18 (besteht noch heute). Zusammen mit seiner Frau Emilie und seinen fünf Kindern Emilie, Antonie, August, Charlotte und Johanna verbrachte er die Sommer immer in Vöslau. Anton starb 1903 in Wien, nach dem Tod seiner Frau ging das Haus in der Badnerstraße auf seine Kinder über.
Zum Polarforscher und Maler Julius von Payer (1841-1915) hatte die Familie eine freundschaftliche Verbindung. Ab 1868 arbeitete dieser unter August von Fligély für das Militärgeographische Institut. Als Zeichen für seine Wertschätzung benannte Payer auf der zweiten grönländischen Nordpolarexpedition (1869-1870) einen Fjord nach ihm. Auch bei der Entdeckung des Franz-Joseph-Landes 1873 gedachte er seines Förderers: Der nördlichste Punkt erhielt den Namen Kap Fligély. Nach seinem Austritt aus der Armee wandte er sich der Malerei zu, sein bedeutendstes Werk schuf er 1883 – „Die Bucht des Todes”. In Wien gründete Julius Payer im ehemaligen Atelier von Hans Markart eine erfolgreiche Malerschule für junge Damen – ebendiese Schule besuchte Antonie Grohs-Fligély. Im Stadtmuseum sind einige ihrer Aquarelle und Zeichnungen erhalten.
Antonie Grohs-Fligély lebte bis zu ihrem Tod 1966 zusammen mit der Familie ihrer Schwester Charlotte Salzgeber im Familienhaus in der Raulestraße. Sie alle liegen am Friedhof Bad Vöslau in der Familiengruft begraben.