Waldpension
Anzengruberstraße 6
Infos
1869 erbaut durch Baumeister Florian Reiter
Besitzer: Fanni Edle von Kesaer (1869-1890), Stefan Török de Telekes (1890-1907), Stephan Török de Telekes (1907-1973)
Fanni Edle von Kesaer
Bis zum Tod ihres Mannes 1863 verbrachte Franziska „Fanni” Edle von Kesaer gerne ihre Sommeraufenthalte in Baden. Wahrscheinlich hatte sie bei einem Ausflug oder Besuch des Thermalbades den Ort Vöslau kennen gelernt und beschloss, hier eine (Miet-)Villa errichten zu lassen. 1869 war die „Waldpension“ fertig gestellt worden und wurde ab diesem Zeitpunkt über Jahrzehnte hinweg von vielen Gästen frequentiert.
Franziska, geborene Wagner, heiratete 1841 den über 30 Jahre älteren Witwer Karl Anton Josef Ritter von Kesaer, einen hohen „k.k. Hof- und Ministerialrath im Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Aeußeren“. Die Ehe mit Fanny blieb kinderlos, aber aus seiner ersten Ehe stammten vier Kindern, die zum Zeitpunkt seiner zweiten Eheschließung schon erwachsen waren. Zur 17-jährige Tochter Karoline pflegte Fanni eine gute Beziehung, sie vermachte deren Sohn Stefan Török von Telekes nach ihrem Tod die Villa.
Stefan Török de Telekes
Stefan kam 1851 als Sohn des Obergerichtsrathes Istvan (Stefan) Török de Telekes und Karoline von Kesaer in Pressburg zur Welt, absolvierte die Wiener Neustädter Militärakademie und kletterte die Karriereleiter hinauf, 1899 war er zum Oberst befördert worden. 1903 wurde er jedoch für den Tod von 15 Soldaten beim „Bileker Manöver“ mitverantwortlich gemacht, es kam zu seiner sofortigen Entlassung und Pensionierung.
Stefan zog sich mit seiner Frau Marietta und dem gemeinsamen Sohn Stephan Hugo in die Vöslauer Villa zurück. Drei Jahre später verstarb er und wurde am Vöslauer Friedhof begraben. Sein minderjähriger Sohn erbte die Villa, welche bis 1971 in seinem Besitz blieb.
Stephan Török (de Telekes)
Stephan Hugo Maria, geboren 1903 in Graz, studierte in den Jahren 1922 bis 1927 an der evangelisch-theologischen Fakultät Wien. Am 14. November 1926 wurde er als altkatholischer Priester ordiniert und begann seine Tätigkeit als Vikar in der altkatholischen Kirchen- gemeinde Wien-West. In den folgenden Jahren wurde ihm die Leitung des Religionsunterrichtswesens in Wien übertragen, ab 1936 war er Mittelschulprofessor für altkatholische Religion. Während der Nazizeit verhalf er ehemaligen Schülern jüdischer Abstammung zu flüchten. Nach eigenen Angaben hatte Török bei Joseph Goebbels Protest gegen die Euthanasie erhoben und sei deswegen von der Gestapo verwarnt worden.
Am 5. Oktober 1947 wurde Stephan Török zum dritten Bischof der Altkatholischen Kirche Österreichs gewählt und am 24. Oktober 1948 zum Bischof geweiht. In seiner Amtszeit besserte sich das Verhältnis der Altkatholischen Kirche Österreichs zum Staat deutlich.
Am 5. Juni 1972 starb Bischof Stephan Török in Wien. Er ist auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet.