Villa Irene

Florastraße 3, abgerissen 1992

Infos

1875 erbaut, Baumeister Florian Reiter
Besitzer: Familie Mandl (1879-1980)

Irene Mandl

Irene Mandl, Ehefrau von Ludwig Mandl (siehe Mandlvilla, Nr. 8), wurde 1844 in Wien als Tochter des Arztes Dr. Philip Markbreiter und Amalia Schey geboren. Neben ihrem Zwil- lingsbruder Carl und ihrer Schwester Luise (Mutter von Arthur Schnitzler) gab es noch wei- tere fünf Kinder. Sie wuchs in großbürgerlichen jüdischem Milieu in der Leopoldstadt auf, „die zu jener Zeit noch ein vornehmes und angesehenes Viertel“ war.

1889 kaufte ihr Ehemann Ludwig das Haus für seine Frau. Nach seinem Tod 1893 weilte sie noch drei Mal in der „Villa Irene“. Sie blieb bis 1922 Besitzerin der Villa, welche in den Sommermonaten an Gäste vermietet wurde. Nach Irenes Tod erbten die Villa überraschenderweise nicht ihre Kinder Olga, Alfred und Margarethe, sondern ihr Neffe Dr. Ludwig Mandl und dessen Kinder Richard, Paul und Friederike.

1941 wurde die Villa beschlagnahmt. Zu diesem Zeitpunkt hatten Dr. Paul Mandl und seine Schwester Irene Frederica Farrar (Feuer) Österreich bereits verlassen. Paul emigrierte nach Kanada und arbeitete in einem Krankenhaus als Arzt. Irene wanderte mit ihrem Ehemann, dem Architekten Fritz Feuer, nach Neuseeland aus. Dort nahmen sie den Namen Farrar an. Die Rückstellung ihres Eigentums dauerte bis 1950. Noch weitere 30 Jahre blieb die Villa im Besitz der Familie. Letztendlich wurde die in den letzten Jahren ihres Bestehens immer mehr verfallende Villa 1992 abgerissen. Heute befindet sich auf dem Grundstück „Die Residenz am Kurpark“.

Dr. Heinrich Hardeck

Ab 1933 mietete der in Vöslau tätige Arzt Dr. Heinrich Hardeck die gesamte Villa und beantragte ein Kindererholungsheim einzurichten. Die Nachbarin, Inhaberin der Pension Kraft, hatte große Einwände: „Ein Heim aber, in welchem sich ausschließlich ernst erkrankte Kinder befinden, kann, unmittelbar an meine von gesunden Familien bewohnte Pension und dem Kurpark angrenzend, doch nun als ein abstossender Faktor angesehen werden.“ Die Gemeinde aber gab die Genehmigung zur Eröffnung des Kindererholungs- heims, es schloss allerdings nach der Saison 1936 wieder seine Pforten.

Über Dr. Heinrich Hardeck gibt es kaum biografische Informationen. Geboren 1875, ließ er sich irgendwann in den 1920er Jahren als Arzt in Vöslau nieder, 1927 wurde er Obmann-Stellvertreter im neu gegründeten Motorradverein. Sein Sohn Johannes studierte ebenfalls Medizin, wurde jedoch 1940 aus „rassischen“ Gründen interniert und starb am 3. März 1945 in einem Nebenlager des KZ Dachau bei Augsburg. Es ist anzunehmen, dass seinem Vater ein ähnliches Schicksal widerfahren ist.