Pension Idyll
Schlumbergerstraße 24
Infos
1861 erbaut, vermutlich durch Baumeister Florian Reiter
Besitzer: Familie Bernuth (1871-1885), Amalia Grohmann (1867-1920), Amalie Sieger (1920-1930), David Donath (1930-1941)
Ludwig von Bernuth
Am 6. Mai 1871 vermeldete die Vöslauer Kurliste die Ankunft von „Herr Ludwig von Bernuth, Chef der Material-Verwaltung der Südbahn, sammt Familie, Gouvernante und Dienerschaft, aus Wien“. Die Familie bezog Quartier im Haus Schlumbergerstraße 24. Da die Villa zum Verkauf stand, erwarb Bernuth sie noch im selben Jahr und kam bis zu seinem Tod jedes Jahr pünktlich zu Saisonbeginn in den Kurort. 1881 reiste er ein letztes Mal nach Vöslau und verstarb ein paar Tage nach seiner Ankunft am 27. Mai. Seinem Wunsch gemäß wurde er am Vöslauer Friedhof begraben. Die Villa wurde fortan vermietetet und nach dem Tod seiner Frau Charlotte 1887 an Amalie Grohmann verkauft. Charlotte und auch der im Alter von 46 Jahren verstorbene Sohn Nikolaus wurden in der Familiengruft beigesetzt.
Amalie Grohmann
Die „k.k. General-Inspections-Commissärs-Witwe“ Amalie Grohmann, geborene Hilgers von Hilgersberg, kam ab 1887 jedes Jahr nach Vöslau. Oftmals wurde sie von ihrer Schwester Eleonore Kühne und ihrer Nichte Amalia begleitet, deren Taufpatin sie war. Am 26. Oktober 1917 (Amalie stand zu diesem Zeitpunkt schon zwei Jahre wegen „Schwachsinns“ unter Kuratel) starb sie in Wien. Ihre Nichte Amalia Sieger erbte das Haus. Sie suchte 1919 für ihre „Pension Idyll“ bei der Gemeinde Vöslau um Genehmigung einer Gast- und Schankgewerbe- konzession an. Diese wurde bewilligt und „dergestalt erweitert, daß auch Knaben im Alter von 4 bis 24 Jahren sowie Erwachsenen, sohin letztere Angehörige, Pflege-, oder Aufsichtspersonen von Zöglingen sind, beherbergt und verpflegt werden dürfen. “
David Donath
1930 gab es einen erneuten Besitzerwechsel; der Kaufmann David Donath erwarb die Villa als Geldanlage, er bewohnte das Haus aber nicht. Pächterin war Anna Horn, von ihren Gästen liebevoll „Tante Anni” gerufen, die seit 1929 die Pension führte. Sie war mit dem Tierarzt Alfred Horn verheiratet. Drei Jahre lang war sie die gute Seele der „Pension Idyll“, dann übernahm sie als Pächterin die „Waldpension“ in der Anzengruberstraße 6.
Das Jahr 1938 brachte für die Pension und vor allem für den jüdischen Eigentümer David Donath einschneidende Veränderungen. Geboren 1865 in Zavod (Slowakei), brachte er es als Kaufmann zu einem soliden Wohlstand und konnte sich insgesamt drei Immobilen leisten. Aus seiner Ehe mit Bertha Hoffmann stammten drei Kinder: Friedrich, Emilie und Karl. Kurz vor der nationalsozialistischen Machtergreifung am 12. März 1938 beging Friedrich mit seiner Frau Rosa und den beiden Söhnen Selbstmord durch „Einatmen von Holzkohlegas“. Karl und Emilie gelang die Flucht nach New York, sie kehrten nie wieder nach Österreich zurück. David Donath blieb als einziger in Österreich zurück. Im Juli 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert – seitdem fehlte jede Spur von ihm. 1948 ließen ihn seine Kinder offiziell für tot erklären. Das Rückstellungsverfahren zog sich bis 1963.